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Fahrbericht Flash mit Rohloff      Thomas Würtz  18.01.03   14:30

Zuerst hat mich die hohe Agilität durch den steilen Lenkkopf
etwas irritiert. Ganz anders als bei meinem Nirorad. Nach
einer kurzen Eingewöhnung erfreut die Wendigkeit. In der
Stadt kann man wirklich Kreise um die Autos fahren, die im
Stau auf den nächsten freien Meter Fahrbahn warten.

Ein höheres Fahrergewicht (Rucksack) verbessert mehr
und mehr die Geradeauslaufeigenschaften. Bereits ein
kleines Gewicht auf der Gepäckträger sorgt jedoch für ein
instabileres Verhalten. Eine volle Bierkiste verlangt schon
etwas fahrerisches Können. Aber ich habe mich an meine
Motorrad-Erfahrungen erinnert: Ein zu steiler Lenkkopf führt
zu Lenkerschlagen. Und beim Flash ist hier auf wunderbare
Weise Abhilfe möglich: Durch eine Verstellung der
Federvorspannung um knapp mehr als eine volle
Umdrehung, mit etwas Geschick sogar während der Fahrt,
lässt sich das Heck leicht absenken und somit das
Fahrverhalten des Rades der jeweiligen Beladung
anpassen. Das ist das erste mir bekannte Alltagsfahrrad,
bei dem sich die Fahrwerksgeometrie einstellen lässt.

Die Übersetzung der Rohloff Speedhub ist mit Entfaltung
und Bereich den Saarbrücker Gegebenheiten sehr gut
angepasst. Bergauf muss ich noch nicht einmal in den
ersten Gang der Nabenschaltung, und bergab ist sie für 50
km/h immer gut. Sowieso scheint der Flash ein Stück
schneller als das NiroRad zu sein. Auf ebener Strecke sind
so um 30 km/h schnell erreicht und auch gut zu halten.

Das Sensor-Licht ist ja schon fast eine Sensation. In der
Unterführung am Bahnhof schaltet sich das Licht
automatisch ein, ganz wie es sich gehört. Die meisten
Autofahrer vergessen dies schlicht und einfach. Und
das Standlicht reicht einwandfrei, um das Rad nachts in
einer unbeleuchteten Garage zu parken und diese dann
ohne zu stolpern auch wieder zu verlassen.

Was mir sehr gut gefällt ist die Anlenkung der Schwinge
konzentrisch mit dem Antrieb. So hat das Ein- und
Ausfedern keinerlei Einfluss auf die Kettenlänge. Selbst
wenn man die Vorspannung so reduziert, dass das
unumgängliche "Wippen" beim strammen Bergauffahren
eintritt, stört es beim Treten einfach nicht. Ganz zu
schweigen von Schlaglöchern, die ansonsten immer einen
Ruck im Antriebsstrang verursachen. Motorräder brauchen
unter anderem deswegen einen Ruckdämpfer.

Der Dynamo irritiert mich etwas. Bei meinem SON der alten
Baureihe merke ich das Einschalten des Lichtes, vor allem,
weil die Speicher des Standlichtes erst aufgeladen werden
müssen. Mit dem Shimano merke ich es nicht. Entweder ist
die Schaltung der Standlichtfunktion geändert worden, so
dass die Speicher in der Sensorstellung erst einmal
aufgeladen werden, ob das Licht an ist oder nicht (wäre
sinnvoll), oder die Behauptung stimmt, dass der Shimano
ohne Licht mehr Wirbelstromverluste verbrauche als er mit
Licht an Strom produzieren würde. Dann wären mit einem
SON allerdings noch mehr als die 30 km/h im Ebenen
möglich...

Insgesamt ein tolles Fahrrad. Nennenswerte
Verbesserungsvorschläge habe ich keine. Ausser dass für
etwas schwerere Fahrer, wozu ich mich schon zähle,
Brakebooster erforderlich sind, um die volle Bremsenergie
aktivieren zu können. Ohne ist ein "Stoppie" =
"kontrolliertes" Abheben des Hinterrades) als Zeichen der
maximalen Verzögerung nicht möglich.

Und eine Idee hätte ich noch für den nächsten Rahmen. Mir
ist bei dem erwähnten Wippen der hinteren Schwinge
aufgefallen, daß ich beim Treten einfedere. Das heisst, die
Auswirkung der Zugkraft an der Kette ist höher als die
Auswirkung des entlasteten Sattels. Eventuell gibt es ja
einen "idealen" Anstellwinkel für den Dämpfer, bei dem die
beiden Kräfte sich gegenseitig aufheben. Dann wäre das
Wippen bei keiner Einstellung mehr zu spüren. Und wenn
das abhängig von der Übersetzung sein sollte, kann der
Rahmen zum Beispiel auf die Rohloff-Nabe ausgelegt
werden...

Mir ist aufgefallen, dass beim Kettenblatt genau jeder zweite
Zahn ölig schwarz ist. Wenn anstelle der geraden
Zähnezahl eine ungerade, idealerweise eine Primzahl,
verwendet würde, wäre auf Dauer der Verschleiss eventuell
etwas gleichmäßiger. Dann träfe jedes Kettenglied jeden
Zahn gleich oft. Wenn die Kettenlänge ausgerechnet ein
Vielfaches der Zähnezahl des Blattes ist (z.B. 38 zu 114),
trifft jedes Kettenglied immer den selben Zahn.

Sie merken, ernsthafte Kritik gibt es nicht. Der Flash hat bei
mir keine Schwächen gezeigt. Und geschont wird er nicht,
wenn er mich in 10 bis 12 Minuten von der Innenstadt hoch
auf den Berg nach Hause bringen soll.

Mit den besten Grüssen

Thomas Würtz


 

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