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Re:Schwergängigkeit der Rohloff-Schaltung / Happy-End?      ROHLOFF GmbH - Carsten Geck (Product Manager)  16.10.03   10:16:55
Liebe Forums-Teilnehmer,
um es gleich vorweg zu sagen: Es handelt sich in diesem Fall um eine sehr komplexe und komplizierte Angelegenheit, die nicht unbeantwortet gelassen werden kann. Meine Skepsis hinsichtlich der Schaltzugverlegung und Montage der Externen Schaltansteuerung hat sich letztlich bewahrheitet. Um es nicht ausufern zu lassen gehe ich 'rückwärts' vor um aufzuzeigen, wie eine vernünftige gemeinsame Lösung hätte aussehen können. Es ist schwer Techniklastig und komplex. In diesem Fall aber durchaus einmal wert aufzuzeigen wie Probleme entstehen können und wohin es führen kann, wenn nahezu alles falsch gemacht wird, ..., mit Sicherheit natürlich ohne bösen Willen.
Zuerst sei erwähnt, dass es sich bei dem Ausfallende an dem Fahrrad um ein 'Standardausfallende' für Nabenschaltungen (nach vorn offenes [horizontales] verschiebbares Ausfallende) handelt und NICHT um ein 'extra für die Rohloff Schaltung konzipiertes Ausfallende'. Mit Letztgenannterem wäre es in dieser Form nicht zu den beschriebenen Problemen gekommen (die Externe Schaltansteuerung wäre in diesem Fall optimal zu positionieren gewesen).
Damit die Leserschaft weiss wovon hier gesprochen wird, eine kurze Beschreibung des Rades: Die SPEEDHUB ist mit der langen Drehmomentstütze an der Kettenstrebe abgestützt. Die Schaltzugverlegung war anfänglich 'intern' und ist jetzt 'extern'. Die Räder besitzen Gepäckträger und Schutzbleche.
Wie Herr Boettcher beschrieb riß ihm das innere Schaltseil ein bis zweimal pro Jahr. Er bekam von der Fa. Utopia die Empfehlung (nach seiner Aussage) auf Externe Schaltansteuerung umzurüsten. Prinzipiell spricht auch nichts dagegen; die robustere Lösung ist es allemal und auch extrem dauerfest. Nur hätte a.) erst einmal geprüft werden müssen warum das Schaltseil reißt, und b.) [in diesem Zusammenhang extrem wichtig] ob die Montage der Externen Schaltansteuerung auch wirklich sinnvoll ist, bzw. von der Zugverlegung so gestaltet werden kann, dass leichtgängiges Schalten anzunehmen ist. Und genau hier liegt Problem eins: Der Händler hätte erkennen müssen, dass bei der Montage der Externen Schaltansteuerung nur eine Positionierung der Schaltbox möglich ist. Diese sitzt in einer Position die nur eine Schaltzugverlegung mit sehr vielen Bögen zulässt. In solchen Fällen ist abzusehen, dass das Schaltverhalten schwergängiger wird (im Vergleich zur besser positionierenden internen Schaltansteuerung). Gerade für Frauen mit deutlich weniger Handkraft und ergonomisch anders 'gestalteten' Händen wird das schnell zum Problem. Aber auch Utopia hätte hinterfragen können warum, wieso, weshalb, ... Dies ist keine Schuldzuweisung! Vielmehr ein Beweis meiner Theorie, dass das Meiste einzig an mangelnder Kommunikation oder nicht eindeutiger Kommunikation liegt. Wäre dieser Fall so wie von mir aufgearbeitet an uns herangetragen worden wäre folgender Lösungsvorschlag vermutlich entstanden: Die interne Schaltansteuerung bleibt bestehen! Aufgrund der Tatsache, dass das Schaltseil ein bis zweimal im Jahr reißt ist davon auszugehen, dass die Zugverlegung nicht im Sinne des Produktes erfolgt ist. Das heißt zwischen dem Schaltzug (am Gegenhalter) und dem Schaltseil welches aus der Nabe austritt, ist ein Winkel vorhanden. Dieser bewirkt, dass das Schaltseil bei jedem Schaltvorgang über die 'Seildüsen' (da wo die Faltenbälge drauf sitzen) gezogen wird. Da mit der Rohloff SPEEDHUB nachweislich öfter geschaltet wird als mit anderen Schaltungen spleißt dieser Zug gerade dann relativ schnell auf.
Der Winkel zwischen Zuggegenhalter und Schaltseil Nabe hätte also minimiert werden müssen. Dazu hätte der Gegenhalter (an der Kettenstrebe) u. U. anders positioniert werden müssen/können oder aber man hätte u. U. mit Spacern arbeiten müssen. Dadurch hätte man erreichen können, dass das Schaltseil 'kerzengerade' aus dem Achsring (da wo die Faltenbälge drauf sitzen) an der Nabe austritt. Somit wäre ein Schaltseilriß wie beschrieben Vergangenheit gewesen. Folgendes muss noch angeführt werden: Das Schaltseil ist ein Verschleißteil, dessen Verschleiß nicht unmittelbar von der Kilometerlaufleistung sondern von der Schalthäufigkeit abhängt. Wir wissen von einigen Reiseradlern (welche aufgrund des hohen Gewichtes, Gepäckzuladung, nachweislich sehr oft Schalten) das Kilometerleistungen von über 20000 km mit einem Schaltseil erreicht werden! Hier ist die Schaltzugverlegung allerdings im Sinne des Produktes erfolgt.
Diese Möglichkeit wurde jedoch nicht ausgeschöpft. Stattdessen wurde auf externe Schaltansteuerung umgerüstet, scheinbar ohne zu prüfen ob dies wirklich sinnvoll ist. Zudem hat der Fahrradhändler die Externe Schaltansteuerung in der schlechtesten Möglichkeit positioniert. Nämlich so, dass die Seilbox auf dem Kopf nach unten zeigt, während die Zugverlegung via Kettenstrebe erfolgte und somit ein 'schöner Bogen' entstand. Dementsprechend auch die Reibung! Schlimm genug aus unserer Sicht, dass es nur zwei Möglichkeiten der Positionierung für die Externe Schaltansteuerung gab, weil alles andere durch lange Drehmomentstütze, Gepäckträger und Schutzbleche von vornherein ausgeschlossen war. Entgegen der Vermutung von Herrn Boettcher wurde nichts gebohrt oder dergleichen. Wir haben lediglich die Achsplatte um 30° versetzt (diese lässt sich beliebig in 30° Schritten versetzen) und die Schaltansteuerung somit, in der für diesen Fall, optimalen Position montiert. Das hätte auch von jedem 'durchschnittlichen Händler' geleistet werden müssen. Darauf kommme ich später noch einmal zurück.
Im vorliegenden Fall kamen noch weitere Faktoren hinzu, die ein leichtgängiges Schalten nahezu völlig ausschließen. Nahezu alle wichtigen Schaltungs-Bauteile waren nass/feucht. Viele der Bauteile waren verschmutzt und teilweise sandig. An einem Rad hatte sich der Schalzug schon vorne im Griff völlig aufgespleißt.
Allein ein kompletter Schaltzugwechsel gemäß unserer Anleitung sowie die Reinigung und Schmierung der Schaltungsbauteile hätte eine deutliche Verbesserung mit sich gebracht. Dies hätte wiederum von jedem durchnittlichen Händler,...Aber auch der Radbesitzer ist in solchen Fällen gefragt. Wartung und Pflege des Rades sind unabdingbar. Und wenn ein Rad selten gepflegt wird (dies ist allgemeingültig) sind eben die Wartungsintervalle entsprechend kürzer).
Da Herr Boettcher aber auch aus unserer Sicht mittlerweile doch eine nicht 'unerhebliche Leidensgeschichte' hinter sich hatte bekam er von uns 'das volle Programm'; ergo auch noch den Umbau auf eine leichtere Rastfeder. An dieser Stelle der Hinweis, dass man immer besser die Ursache bekämpft als die Symptome! Es hilft keine leichte Rastfeder wenn alle vorgenannten Mängel nicht beseitigt wurden. Der Umbau der Rastfeder ist nicht wirklich erforderlich wenn alle anderen Parameter im Sinne des Produktes stimmen.
Soweit so gut. Beide Räder ließen sich deutlich leichter schalten. Das Herrenrad wie von Herrn Boettcher beschrieben etwas leichter, als das Damenmodell. Dies hängt wiederum mit der Zugverlegung des Damenrades zusammen. Es handelt sich um ein Modell mit tiefem Durchstieg. Die Zugverlegung kann nur nach der Rahmenform erfolgen. Da dieser Rahmen einen sehr tiefen Durchstieg hat und zusätzlich recht geschwungen geformt ist können die Züge nur mit recht vielen Bögen verlegt werden. Entgegen der Aussage von Herrn Boettcher wurden die Züge gerade am Damenrahmen 'streng nach 'Rahmenvorgabe' verlegt. Eine andere Möglichkeit gab es hier leider nicht. Der Rahmen besaß auch extra dafür vorgesehene 'Clips' in denen die Züge festgeclippt wurden.
Dadurch ergibt sich ein Gesamtwinkel von schätzungsweise über 270°, was unserer Ansicht nach grenzwertig ist. Hier findet bereits erhöhte Reibung statt. Das Herrenmodell (ein sehr großer Rahmen) ließ eine 'freiere Zugführung' zu und kam somit auf einen wesentlich geringeren Gesamtwinkel. Dadurch ist auch weniger Reibung im System. Man muß aber auch berücksichtigen, dass die Naben nicht gleich sind. Unterschiedliche Laufleistungen, evtl. Ölwechselintervalle, Pedallasten, .. ergeben immer leichte Abweichungen der Nabe untereinander.
Fazit: Aus unserer Sicht wurde von uns das Maximale geleistet. Die Schaltperformance muss unter diesen Umständen als sehr gut angesehen werden. Schade aus unserer Sicht ist, dass wie vorgehend bereits erläutert die Kommunikation nicht so erfolgt ist, dass erstmal versucht wurde die Ursache für den Schalseilrißzu beseitigen. Vielleicht hat aber auch die Kommunikation diesbezüglich völlig versagt; auch das ist denkbar.
Es wurde vermutlich von allen Beteiligten das Beste getan um Herrn Boettcher zu helfen. Aber, es muss auch festgestellt werden, dass Fehler gemacht wurden. Der Händler hätte die Externe Schaltansteuerung anders positionieren müssen. Leider setzen sich viel zu Wenige mit unseren Beschreibungen und Angaben gezielt auseinander. Darüber hinaus hätte 2/3 der Arbeit die wir ausgeführt haben ohne Probleme (aus unserer Sicht) vom Fachhandel geleistet werden können.
Damit wäre Herrn Boettcher eine Menge Zeit und Geld erspart geblieben; zumindest das Geld hätte er sicherlich gerne (ein Bruchteil dessen, was das Ganze so gekostet hat) einem Fachhändler seines Vertauens für gute Arbeit bezahlt. Und Zeit hätte er auch jede Menge gespart. Verkaufen können viele - guten Service bieten, anscheinend nur die Wenigsten. Ich bin mir aber sicher, dass der Kunde dies registrieren wird, ...
Zu guter letzt: Viele nutzen das Medium der schnellen Post. Lassen Frust ab, weisen auf Mängel hin, kritisieren in 'seitenlangen Schreiben', ... Das kostet allen Beteiligten viel Zeit! Es ist oft sinnvoller eine kurze Mail mit der Angabe einer Telefonnummer zu senden unter der man tagsüber zu erreichen ist, um gemeinsam eine Lösung für ein evtl. vorliegendes Problem zu finden. Das ist wesentlich effektiver und vermeidet genau soetwas wie im vorliegenden Fall.





 

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  Re:Re:Re:Re:Schwergängigkeit der Rohloff-Schaltung / Happy-End?  Manfred Boettcher  16.10.03  19:33:43 
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